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Autorenbildmadamedamm

(K)ein Zucchino für alle


Muffig auf goldenem Löffel
Kann ja nicht nur Kuchen geben

Kein Kind ist wie das andere. Ich habe vier und manchmal denke ich, das ist der entscheidende Vorteil, wenn es darum geht, entspannt zu bleiben. Zum Beispiel beim Thema gesunde Ernährung.

„Ich muss kotzen“, sagt unsere Zweitgeborene beim Anblick von Gemüse gern mal und macht ein Gesicht als täte sie das wirklich gleich.


Ein gewisses schauspielerisches Talent ist bei ihr nicht von der Hand zu weisen. Gesichter macht sie einfach gut. So gut, dass ich beim Mittagessen manchmal denke, sie bricht mir wirklich gleich unter den Tisch.


Der Champignon-Vorfall


Ist ja auch nicht so, dass ähnliches nicht schon vorgekommen wäre. Meine kleine Schwester würgte im zarten Alter von sechs Jahren beim erzwungenen Biss in einen Champignon. „Probier‘ ihn wenigstens“, hatte es meine Mutter liebevoll versucht. Sie tat es brav und brach. Bis heute isst sie keinen Pilz.


Ich will nicht über die Bedeutung von Obst und Gemüse für die Gesundheit philosophieren, schon gar nicht über Champignons oder die Tatsache, dass Mädchen oft zum Bravsein erzogen werden. Ich gehöre selbst zu den Kandidaten, die den Genuss von Gemüse erst mit dem Erwachsenwerden gelernt haben. Noch heute greife ich intuitiv nach „Heiß & fettig“ statt nach Vitaminen. Es gibt nun mal Vorlieben wie Abneigungen und das ist sicher auch gesund so.


Der Champignon-Vorfall meiner Schwester hängt mir trotzdem nach. Ich will keines meiner Kinder zu irgendetwas zwingen. Zum Schluss hassen sie ihr Leben lang Salat. Hm. Wäre das denn schlimm? Nö. Aber ein bisschen Obst und Gemüse, das täte schon gut.


Wer die Wahl hat...


Meine neueste Methode zur liebevollen Erwirkung einer gewissen Bereitschaft zu Gemüse ist die folgende: Die Kinder dürfen im Wechsel zum Bäcker gegenüber, der täglich auch ein tolles handverlesenes frisches Sortiment auffährt. Dort dürfen sie das Gemüse wählen, das ich dann mittags zum Kartoffelbrei serviere.


Gemüse für sechs im Singular


„Gab nur das“, stand unsere Achtjährige kürzlich vor unserer Tür und winkte mir mit dem winzigkleinsten Zucchino, den ich je gesehen hatte. Sie wusste nicht, was es war, es war grün, und alles andere war ihr auch herzlich egal. Also holte ich die kleinste Pfanne aus dem Schrank, bereitete das kleine Gemüsestück und servierte es zu einer Ladung Kartoffelbrei. „Ess ich nicht“, maulte die Älteste und schob ihren Teller weit von sich. „Ich muss kotzen“, würgte wie immer die Schwester.


Und während ich noch haderte mit einer Gemüsebeilage für sechs im Singular, schwärmte die Dritte: „Der schmeckt mir lecker, Mama!“ und auch die Kleinste verlangte nach mehr.

Hätte ich nur ein Kind, das bei Gemüse würgt, würde ich den Fehler für dieses mangelhafte Essverhalten wohl auf ewig bei mir suchen. Nachdem ich das mit der Ernährungskiste aber für alle von Beginn an gleich angehe, nehme ich das so hin. Die eine mag’s, die andere auch, zwei weitere würgen mehr oder weniger genüsslich bei Tisch.

Kein Zucchino ist eben wie der andere.


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