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Autorenbildmadamedamm

Von Jobs, Babys und Fragezeichen

Lecker soll ich nicht sagen, das sei für den Koch kein Kompliment. Rosa soll ich nicht tragen, das wirke in der morgendlichen Redaktionskonferenz zu niedlich. Dass ich keine Expertin bin, soll ich nicht sagen, damit untergrabe ich meine Kompetenz.


madamedamm von hinten mit ihren Kindern und Baby umgeschnallt im Museum
Gute Frage! Keine Ahnung...

Auch sonst habe ich viel falsch gemacht in meinem Berufsleben: In meiner ersten Filmrezension für ein Filmfachmagazin sprach ich von einem “Streifen” (Autsch!). In meiner Zeit bei einem der großen Nachrichtenportale berichtete ich in einem meiner ersten Artikel so bunt und begeistert von der Walpurgisnacht (am Brocken! Im Harz! Gibt’s wirklich!), dass mich die diensthabende Schlussredakteurin in ihr Büro zitierte und fragte, ob ich das wirklich glaubte, dass da Hexen flögen und so. Bei meinem ersten (und einzigen!) Channel-Dienst (Ich des Nachts allein auf weiter Redaktionsflur!) versäumte ich es, über die Geburt des Eisbärbabys Knut zu berichten. Bestimmt erinnerst du dich. Er war 2006 ein echtes Medien-Phänomen. Nur ein Medium berichtete nicht. Weil ich da saß (des Nachts! Allein! Auf weiter Redaktionsflur!), den Presseticker fest im Blick, die Meldungen über die Geschehnisse im Berliner Zoo hektisch beiseite klickend. Weltpolitik, Wirtschaft, Finanzmarkt, Börse und… dazwischen die Geburt eines Bärenkinds!? Tja. Am nächsten Morgen war die Hölle los. Und ich einen Kopf kürzer.

 

Es folgten ein Volontariat und viele spannende Jahre als Redakteurin in einem der führenden Ratgeberverlage. Ich hatte eine tolle Chefin, die mich forderte wie förderte. Sie war es, die mir zeigte, was in mir steckt. Indem sie mich immer wieder ins kalte Wasser warf, na klar. Aber mir eben auch ganz schön was zutraute. Ich hatte Kolleginnen an meiner Seite, die mir heute Freundinnen sind, und mich begleiten auf meinem Weg.

 

Weil ich das alles schon damals sehr zu schätzen wusste, war es schwer, mich mit meinem ersten Baby in die Elternzeit zu verabschieden.


Genau ein Jahr blieb ich zu Hause. Pünktlich zum ersten Geburtstag meiner Tochter ging ich wieder arbeiten. In 100 Prozent. Ich fragte mich, ob das richtig ist. Die Krippe das passende Modell für mich und mein Kind. Beim Zweiten reduzierte ich meine Arbeitszeit – auf 50 Prozent. Die Teilzeit drückte mich wie ein zu kleiner Schuh. Ich rannte hin, ich rannte her, war gedanklich immer gerade am anderen Ort. Mit der Geburt meines dritten Kindes blieb ich dann ganz daheim. Von da an grübelte ich: Vollzeitmutterschaft? Auf lange Sicht?

 

In dem Moment, in dem ich Mutter wurde, waren da in beruflicher Hinsicht nur noch Fragezeichen. Ich fragte mich, ob ich nicht längst wieder arbeiten sollte, wenn ich gerade nicht arbeitete, und ob ich nicht weniger arbeiten sollte, wenn ich wieder arbeitete.

Heute, mit Abstand und der Erfahrung, dass sich schon alles fügt und findet, dass es kein Richtig und kein Falsch gibt, würde ich meinem jüngeren Ich von damals sagen: „Hab Vertrauen! Der Zug, der für uns bestimmt ist, der fährt nicht einfach ohne uns ab. Und wenn doch, dann war‘s die falsche Verbindung.“ Und dann würde ich mich fragen: „Hör‘ doch mal hin! Was willst denn eigentlich du?“


Rückblickend habe ich mir zu viele Gedanken gemacht. Und damit meine ich nicht die um meinen Job! Ich meine die um die Erwartungen der anderen. Ich wollte alles für alle richtig machen. Was für ein Quatsch! Das geht doch gar nicht!

 

Vielleicht musste ich persönlichen diesen Weg gehen, damit ich heute Rosa trage und “Lecker!” sage, wenn mir was schmeckt. Ganz bestimmt aber auch dafür, dass ich selbstbewusst zu meinen Schwächen wie auch am Herd stehe. Auch wenn ich viel lieber am Schreibtisch sitze. Der Schritt dorthin war beruflich gesehen wohl mein mutigster. Ich bin selbstständig und auch das hat Tücken. Als Mutter nochmal ein paar mehr. Aber an jedem Tag, an dem ich da sitze, freue ich mich. Dass ich schreiben kann, was ich gerade will. Vielleicht mach ich glatt mal was über Tierbabys in Hellabrunn. Zur Versöhnung mit meinem Trauma von damals!

 

Und ganz zum Schluss noch ganz schnell: Niemals wieder würde ich den ersten Arbeitstag auf den ersten Geburtstag meines Kindes fallen lassen. Heute würde ich sehr selbstbewusst sagen: „Wisst ihr was? Ich fang‘ morgen wieder an!“


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